Herausforderungen abseits des Ackers – Landrat Seefeldt informiert sich über aktuelle Situation in Südpfälzer Landwirtschaft


„Angesichts der weltweiten Krisen, insbesondere durch Putins Krieg quasi vor unserer Haustür, wird uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig unsere Landwirte, ihre Profession und ihr Engagement für die Nahrungsmittelproduktion nicht nur bei uns in Deutschland sind. In den letzten Wochen hat ein Umdenken in vielen Bereichen begonnen. Auch in puncto Landwirtschaft, Anbau und Vermarktung müssen wir uns flexibel zeigen. Zumindest solange wir drohenden Hungerkrisen wissentlich entgegensehen“, betont Seefeldt, der regelmäßig mit den Landwirten der Region in Kontakt steht.

Knecht berichtete beim Vor-Ort-Termin: „Nachdem die vergangenen Wochen auf den Feldern von zum Teil erheblicher Trockenheit geprägt waren, kam der lang ersehnte Niederschlag doch noch rechtzeitig.“ Winterkulturen wie Winterweizen und Wintergerste seien schadensfrei durch den milden Winter gekommen und stünden gut da. Zuckerrüben seien bis auf kleine Teilflächen gesät und die ersten Keimlinge zeigten sich.
„Trotz der tiefen Temperaturen in den letzten Tagen von bis zu minus sieben Grad Celsius sind fast keine Schäden zu verzeichnen“, freute sich der stellvertretende Kreisvorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes. „Auch das Sommergetreide wie Braugerste hatte einen guten Start. Mit den sich aufwärmenden Böden wird auch die Maisaussaat flächendeckend beginnen.“

Im Gespräch zwischen Seefeldt und Knecht ging es auch um die großen Herausforderungen, denen sich die regionale Landwirtschaft abseits des Ackers im Moment stellen muss. Landrat Seefeldt: „Mir wurde berichtet, dass sich die Verwerfungen an den Märkten aufgrund des schrecklichen Kriegs in der Ukraine auch auf die südpfälzische Landwirtschaft auswirken. Düngemittelpreise haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt teilweise vervierfacht – wenn überhaupt noch Ware zu bekommen ist. Auch die anderen Betriebsmittel haben sich deutlich verteuert. Energie- und Kraftstoffpreise sind massiv angestiegen. Insgesamt sind die Produktionskosten in der Landwirtschaft explodiert.“

Thomas Knecht schätzte es folgendermaßen ein: „Wer nicht rechtzeitig seinen Bedarf an Düngemitteln gedeckt hat, wird wahrscheinlich Probleme bekommen, Qualitätsweizen zu erzeugen. Die Verfügbarkeit von Dünger könnte sich im kommenden Jahr noch deutlich verschärfen.“ Zwar seien die Erzeugerpreise laut Thomas Knecht ebenfalls sprunghaft angestiegen. Weizen, Mais, Braugerste sowie Raps befänden sich Großteils auf Rekordniveau. Aber oftmals reichten die Mehrerlöse aus dem Verkauf nicht aus, um die gestiegenen Kosten auszugleichen. Die meisten Betriebe hätten ihre Ernte schon im Spätjahr zu deutlich niedrigen Preisen verkauft.

Ausführlich sprachen die beiden Männer auch über das Thema Zuckerrübenanbau: Durch das ungekannte Preisniveau bei Getreide und Ölsaaten könnte dieser unter Druck geraten. Denn die Wirtschaftlichkeit des Rübenanbaus könnte im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln sinken und für die Landwirtinnen und Landwirte daher weniger attraktiv werden. „Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat sich die Südzucker AG nach Verhandlung mit den Anbauerverbänden bereit erklärt, den Mindestpreis für Rüben für das Jahr 2022 anzuheben“, erlaubte Knecht einen Blick hinter die Kulissen. „Wie sich die Verhandlungen für das Jahr 2023 gestalten werden, hängt maßgeblich von den Entwicklungen der Rahmenbedingungen in den kommenden Wochen ab.“

„Dass wir Frieden leben können und unsere Nahrungsmittelversorgung trotz aller Schwierigkeiten gesichert ist, lernen wir in diesen Tagen wieder zu schätzen. Die vom Krieg unmittelbar betroffenen Menschen in der Ukraine hingegen erfahren schreckliches Leid und müssen um ihr Leben bangen. Wir befürchten, dass sich die existenzielle Notlage auch die Menschen in nordafrikanischen und asiatischen Staaten ausbreiten wird, die zum Großteil auf Getreide aus der Ukraine angewiesen sind. Zu hoffen bleibt, dass der Krieg ein baldiges Ende findet“, halten Knecht und Seefeldt abschließend fest.

Knecht plädiert als stellvertretender Kreisvorsitzenden des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V.: „Es ist aus Sicht des landwirtschaftlichen Berufsstandes unverantwortlich, dass Deutschland seine stillgelegten ökologischen Vorrangflächen in diesem Jahr nicht zur Nahrungsmittelproduktion freigibt. Im Hinblick auf den längerfristigen Ausfall der Ukraine als ‚Kornkammer Europas‘ darf daher auch an der verpflichtenden Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche ab dem kommenden Jahr nicht festgehalten werden. Deutschland und die EU haben die Pflicht, ihren möglichen Beitrag zur Versorgung mit Getreide zu leisten und zu helfen, die Folgen des Ukrainekrieges für die ärmsten Länder der Welt abzumildern.“

Auf dem richtigen Weg.