Vieles in Bewegung: Verbandsdirektor Michael Heilmann berichtet dem ÖPNV-Ausschuss zu Zukunftsthemen


In wenigen Jahren werde ein umfassendes Projekt zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs zwischen Deutschland und Frankreich nach langen Vorarbeiten realisiert werden. So berichtete Michael Heilmann dem Ausschuss. Die europaweite Ausschreibung der Betriebsleistungen auf den sieben in Betrieb befindlichen Schienenstrecken zwischen Deutschland und Frankreich wurde bereits mit dem Teilnahmewettbewerb gestartet. Da sich Züge, Stellwerke und weitere Technik auf beiden Seiten der Grenze in den vergangenen Jahren unterschiedlich entwickelt hätten, gehöre zum Vorhaben auch ein neuer grenzüberschreitender Zug: der Coradia Polyvalent der Firma Alstorm. Dreißig dieser Züge, die mit den technischen Gegebenheiten „hiwwe wie driwwe“ zurechtkommen, werden laut Heilmann aktuell hergestellt. Sie können mit 190 Sitzplätzen deutlich mehr Fahrgäste transportieren wie die aktuell eingesetzten Fahrzeuge. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Am grenzüberschreitenden Fahrplan werden derzeit die letzten Details mit den französischen Kollegen besprochen sowie an einem neuen grenzüberschreitenden Tarif werde aktuell gearbeitet, berichtete der Verbandsdirektor. Für die Strecke Neustadt – Weißenburg werde es voraussichtlich ab dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2024 zunächst einen Interimsfahrplan geben mit vielen neuen, grenzüberschreitenden Verbindungen. Ende 2027 soll dann nach einer umfangreichen Sanierung der Schienenstrecke Wissembourg – Hagenau der Zielfahrplan eingeführt werden, der dann ein stündliches Angebot an alle Tagen der Woche zwischen Neustadt, Landau, Wissembourg und Strasbourg bieten und damit die beiden S-Bahn Systeme (S-Bahn Rhein-Neckar und die künftige S-Bahn in der Region Strasbourg) verbinden wird.

Verbandsdirektor Heilmann berichtete auch zum Sachstand der Umstellung der Zugleistungen in der Süd- und Westpfalz von Diesel- auf Elektrotraktion. Die Regionalbahnen in der Pfalz sollen schrittweise ab Dezember 2025 umwelt- und klimafreundlich unterwegs sein. Die erste Strecke wird die Bahnlinie Neustadt – Landau – Karlsruhe sein, der Großteil der übrigen Strecken in der West- und Südpfalz wird dann im Dezember 2026 von Diesel- auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Die heutigen Dieseltriebwagen werden dann durch sogenannte
„Akku-, Hybridfahrzeuge“ ersetzt, die die elektrische Energie entweder aus einer Oberleitung oder, wenn diese nicht vorhanden ist, aus den Batterien an Bord beziehen kann. Vor diesem Hintergrund werden entlang der Strecke Neustadt – Landau – Karlsruhe zwei Oberleitungsinselanlagen entstehen: an den Bahnstationen Landau und Winden. Dort können Elektrozüge ihren Akku laden. Die Elektrifizierung der Bahnhöfe Landau und Winden ist somit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer vollständigen Elektrifizierung der Schienenstrecke Neustadt – Landau – Karlsruhe. Die neuen Fahrzeuge werden ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden, so dass der Bahnverkehr auf diesen Strecken dann vollständig klimaneutral sei. Jedes Jahr sollen so rund fünf Millionen Liter Dieselkraftstoff eingespart werden, berichtete Verbandsdirektor Heilmann. Er kündigte an: „Die neuen, leisen Elektrozüge werden auch in Punkto Komfort auf dem neusten Stand der Technik sein, selbstverständlich mit WLAN, Echtzeitkundeninformation und ebenerdigem Ausstieg ausgestattet.“

Auch das bekannte Nadelöhr des Südpfälzer Bahnverkehrs stand auf der Agenda: Zwischen Winden und Wörth gibt es bekanntermaßen nur ein Gleis. Das führt im Falle einer Störung dazu, dass sich Verspätungen auf den Gegenzug übertragen und einen „Rattenschwanz“ nach sich ziehen können. „Nachdem sich die Hoffnungen auf ein Engagement des Bundes in Bezug auf eine Elektrifizierung und einem damit gegebenenfalls verbundenen zweigleisigen Ausbau vorläufig nicht erfüllt haben, sind davon losgelöste Verbesserungskonzepte zu entwickeln“, informierte Heilmann. Der ZSPNV Süd habe daher selbst eine Machbarkeitsuntersuchung zum zweigleisigen Ausbau Winden – Wörth in Auftrag gegeben – inklusive einer Baugrunduntersuchung, um etwaige Überraschungen zu vermeiden. Zwei besondere Herausforderungen bestehen laut dem Verbandsdirektor bei diesem zweigleisigen Ausbau: Die Brücke der A65 und die Haltepunkte der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft bei Wörth.

Die Bewertungskriterien für die Reaktivierung von Bahnstrecken werden zurzeit vom Bund überarbeitet. Die Südpfalz wartet schon gespannt auf die Richtlinie. Denn wenn die Aspekte des Klima- und Umweltschutzes, der Daseinsvorsoge und der Verkehrsverlagerung angemessen berücksichtigt würden, könnte eine erneute Untersuchung der Verbindung zwischen Landau und Germersheim feststellen, dass sich die Reaktivierung volkswirtschaftlich lohnt. Michael Heilmann kündigte in der ÖPNV-Sitzung an, dass sein Verband eine solche Kosten-Nutzen-Untersuchung umgehend für die Strecken Landau – Germersheim und sowie Landau – Herxheim (– Rülzheim), letztere mit beiden Varianten (bis Herxheim oder bis Rülzheim), in Auftrag geben werde, sobald die neuen Kriterien vorlägen.

Die Planungen für den barrierefreien Ausbau der Bahnhaltepunkte Insheim und Rohrbach laufen bereits. Für die Stationen Edesheim und Knöringen-Essingen möchte der Zweckverband nun seinerseits in einer zweiten Stufe die Planungen initiieren und dafür die Planungskosten übernehmen. Darauf wies Michael Heilmann hin. Die Umsetzung der Maßnahmen müsse bis Dezember 2025 erfolgen, wenn die neuen Fahrzeuge zwischen Neustadt und Karlsruhe zum Einsatz kommen.

Kurz ging es auch um den Busverkehr: Pfalzweit soll es eine neue Busverkehr-Konzeption für regionale Hauptbuslinien geben, das ÖPNV-Konzept Pfalz. „Das Land ist bereit, regionale Hauptbuslinien zu finanzieren, damit Landkreise die lokalen Angebote verbessern können“, fasste Heilmann zusammen. Das Konzept solle in den kommenden Jahren schrittweise in die einzelnen Linienbündel des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar, bei dem der Landkreis SÜW Mitglied ist, implementiert werden. Beispielsweise wird die regionale Hauptlinie 591 Landau –Hochstadt – Speyer zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 eingeführt.

Auch über die Eckpunkte des neuen Nahverkehrsgesetz Rheinland-Pfalz berichtete Michael Heilmann. Die Intention des Gesetzes sei, einen „ÖPNV aus einem Guss“ zu ermöglichen sowie das öffentliche Mobilitätsangebot über alle Verkehrsträger hinweg gut zu integrieren und den Bus- und Bahnverkehr noch besser zu vernetzen. Wesentliche Neuerung sei unter anderem der Landesnahverkehrsplan, der bis Ende 2023 fertiggestellt sein solle und der die ÖPNV-Pflichtaufgabe und die landesweiten Standards des ÖPNV konkretisiere.

Auf dem richtigen Weg.