Je größer die Reichweite, desto größer das finanzielle Defizit: Kreismusikschule wird vom eigenen Erfolg eingeholt


Auf der anderen Seite stehen ernüchternde Zahlen: ein geplantes Defizit von rund 715.000 Euro im Jahr 2024. Abteilungsleiter Klaus Schilling erklärte: „Mit jedem einzelnen weiteren Schüler, durch jede weitere Kooperation legen wir finanziell gesehen etwas mehr drauf.“  Die schwierige Finanzlage der Kreismusikschule hänge unter anderem mit gestiegenen Tariflöhnen, niedrigen Landeszuschüssen und der großen Anzahl an unterschiedlichen Aktivitäten sowie der großen Schülerzahl der Kreismusikschule zusammen.

Inwieweit Mittel über Einnahmen bei Auftritten von Ensembles, im Zuge des landesweiten Kulturentwicklungsplans, der die Musikschulen möglicherweise mehr in den Blick nimmt, oder über höhere Gebühren generiert werden können, darüber sprach der Ausschuss. Die Verwaltung hatte den Vorschlag mitgebracht, die Deckelung der Kosten der Musikschule, die auf einen Kreistagsbeschluss der 90er-Jahre zurückgeht, einmalig auszusetzen, um zumindest die schlimmste Finanznot zu mildern. Dem folgte der Fachausschuss einstimmig und empfiehlt dem zuständigen Kreistag SÜW, entsprechend zu entscheiden. Landrat Dietmar Seefeldt nannte es „die Quadratur des Kreises“, die man damit versuche: „Wir sind uns alle einig, dass wir allen, die möchten, den Musikschulunterricht ermöglichen sollten, aber es handelt sich bei dem Angebot um eine freiwillige Leistung des Kreises.“

Hintergrund: Dass der Landkreis eine Kreismusikschule unterhält, ist eine sogenannte freiwillige Leistung, an der bei Minus in der Kasse zuerst gespart werden muss. Die Gebühren der Eltern für den Musikunterricht und die Landeszuschüsse von rund sieben Prozent der Gesamtkosten reichen nicht aus, um die Mittelbedarfe für Lehrkräfte, Räume oder Instrumente zu decken.

„Was seitens der Kreismusikschule an Angeboten für Jugendliche geleistet wird, ist beeindruckend“, hielt Kreisbeigeordneter Ullrich Teichmann fest. „Der Landkreis macht nicht nur Verwaltung, wir haben auch einen Kulturauftrag!“

Außerdem hat der Ausschuss unter anderem beschlossen, mit Wirkung zum nächsten Schulhalbjahr (1. Februar 2024) die Honorarsätze um durchschnittlich zehn Prozent zu erhöhen, um die Honorarkräfte weiterhin angemessen entlohnen zu können und sie zumindest teilweise an den tariflichen Erhöhungen teilhaben zu lassen. Die Honorare waren zuletzt 2015 erhöht worden.

Vor dem Hintergrund der Finanznot der Schule hat der Ausschuss einstimmig festgehalten, dass die   Gebühren für den Unterricht und die Leihgebühren für Musikinstrumente erhöht werden. Die Teilnahme am Musikunterricht kann über Bildungsgutscheine gefördert werden, sodass auch Kinder und Jugendliche aus weniger finanzstarken Familien dabei sein können, wie Adrian Rinck berichtete. 

Auf dem richtigen Weg.